Hier könnt ihr euch den Podcast zum Thema anhören:
Rewi überzeugt Abdel auf Madeira, Tanzverbot zum Geburtstag zu gratulieren. Unge spricht von Rassismus. Und MontanaBlack bringt alle an einen virtuellen Tisch bei Twitch (Hier gibt’s auch einen Artikel: Was ist Twitch?).
Ihr versteht nur Bahnhof?
Dann hört euch unbedingt unseren Podcast zu dem Thema an oder lest diesen Blog-Artikel, damit ihr mitreden könnt und das Leben eurer Kinder im Netz besser nachvollziehen könnt.
Denn diesen „YouTuber-Streit“ haben eure Kids in den letzten Tagen mit Sicherheit mitbekommen. Millionen Klicks auf YouTube-Videos (Was ist YouTube?), zehntausende Tweets und Kommentare. Vermutlich war der Disput sogar das Thema in sehr vielen WhatsApp-Gruppen.
Und er vermittelt für eure Kinder auf mehreren Ebenen gute und schlechte Vorbilder.
Wenn du den gesamten Vorfall nicht in aller Tiefe hören und verstehen möchtest, ist das natürlich schade, aber dann kannst du unsere Zusammenfassung mit einem Klick hier direkt überspringen und zu unserer Einordnung für Eltern kommen.
Was war passiert?
Die Geschehnisse in aller Kürze: Der YouTuber Tanzverbot (bürgerlich Kilian Heinrich, *08.02.1997) befindet sich – wie viele deutsche YouTuber zu dieser Zeit – am 8. Februar auf der portugiesischen Insel Madeira, der neuen Wahlheimat von YouTuber unge (bürgerlich: Simon Wiefels, *31. August 1990, auch oft Simon Unge genannt).
Am Abend seines Geburtstags trifft Tanzverbot in einem Club in Funchal auf viele der anderen YouTuber, unter anderem auch auf Abdel. Dieser gratuliert ihm per Handschlag, aber Tanzverbot würdigt ihm keines Blickes. Daraufhin fordert Abdel das Geburtstagskind auf, ihm in die Augen zu schauen.
Tanzverbot eröffnet dem Gratulanten seine Antipathie für ihn und die Situation eskaliert. Dabei hat Abdel Tanzverbot angeblich „Fettsack“ genannt, der daraufhin erwidert haben soll:
Was soll dieses Kanaken-Getue?
Das soll Tanzverbot angeblich im Club zu Abdel gesagt haben.
All das fasst Tanzverbot in seinem ersten Video zu diesem Thema auch gut zusammen. Damit erreichte er in nicht mal 24 Stunden mehr als eine Million Klicks und jede Menge Zuspruch.
Es ist der Stein des Anstoßes für eine riesige Aufmerksamkeit in der deutschen YouTuber-Landschaft. Tagelang wird’s kaum ein anderes Thema mehr geben…
Dieses Video brachte den Stein ins Rollen:
Was passierte nach dem Streit im Club?
Wie eingangs erwähnt, ist Madeira die Wahlheimat von YouTube-Größe unge. Ein Großteil der YouTuber ist seinetwegen auf der Insel, er ist mit seinen 29 Jahren bereits eine echte Instanz in der Szene. Tanzverbot kam unter anderem auf die Insel, um von ihm zu lernen, und mit ihm sein Leben positiv in Sachen Ernährung und Sport zu verändern.
Unge selbst war am Abend des 8. Februar nicht mit im Club. Aber es dauerte nicht lange, bis er von dem Vorfall erfuhr und schnell Klarheit schaffen wollte. Für ihn stand fest: Tanzverbot und Abdel sollten sich schnellstmöglich aussprechen.
Als Tanzverbot dieses Vorhaben gegenüber unge verneinte, waren die Fronten verhärtet. Es folgte ein turnusmäßiger Livestream von unge bei YouTube mit dem Titel „ungeklickt“. 140.000 Menschen haben dort zwischenzeitlich zeitgleich zugeschaut.
Bei dem Format sieht man den Streamer in einer Videoecke, wie er das kommentiert, was er auf der großen Bildfläche des Videos selbst ansieht – in der Regel schaut er dort YouTube-Videos.
Und so klickte er in diesem Stream auch auf das Video von seinem Weggefährten Tanzverbot und nimmt unmittelbar Stellung dazu:
Ich werde niemanden supporten, der jemanden rassistisch beleidigt. (…) Ich unterstütze keinen Rassismus. (…)
unge in seinem Stream über die Vorfälle vom 08.02.2020
Wenige Minuten später wird er dann noch direkter:
„Menschlich enttäuscht. Ich hätte von Tanzverbot vieles erwartet. (…) Aber dass er dann Abdel fertig macht. Was für ein Kindergarten?“
unge in seinem Stream über Tanzverbot
Das lässt Tanzverbot nicht auf sich sitzen – und reagiert darauf auf Twitter wie folgt:
Und plötzlich wird aus einer anfänglichen Antipathie zweier junger Männer eine Diskussion über die Moral und Einstellung von vielen deutschen YouTubern. Auch das ist Social Media!
Denn nun schaltet sich auch MontanaBlack (bürgerlich: Marcel Eris) ein. Deutschlands größter Twitch-Streamer hatte sich, so wie unge, das Video von Tanzverbot live mit seinen Zuschauern angesehen – und ergriff nun seinerseits die Initiative.
Wie? Natürlich per Livestream!
MontanaBlack als Medium?
Mit seiner Meinung hielt MontanaBlack nicht hinter dem Berg: Für ihn hatte Tanzverbot ganz klar keinen Fehler gemacht. Er würde seiner Meinung nach aber zu Unrecht in die Rassismus-Ecke gestellt werden:
Kanake ist kein Schimpfwort. Googelt das mal.
MontanaBlack in seinem Twitch-Stream zu den Aussagen von Tanzverbot.
Sein Livestream wurde im Verlauf zu einer echten Talkshow und zählte in der Spitze mehr als 160.000 Zuschauer gleichzeitig. Zahlen, von denen viele TV-Sender träumen…
Nachdem zuerst nur der Beobachter des Abends, YouTuber Rewinside (bürgerlich: Sebastian Meyer, *2. Dezember 1992), zugeschaltet wurde, trafen kurze Zeit später auch die Beteiligten Tanzverbot, Abdel und unge digital ein.
Es entwickelte sich also quasi eine „Elefantenrunde“, wie ihr sie wahrscheinlich aus Politik-Diskussionen im Fernsehen kennt. Alle Beteiligten saßen an einem „virtuellen Tisch“.
Der „Talkshow-Stream“ von MontanaBlick zum Ansehen:
Wenige Stunden später haben sich unge und Tanzverbot ausgesprochen und scheinbar versöhnt. In einem gemeinsamen Video entschuldigt sich der Wahl-Insulaner sogar.
Versöhnung von unge und Tanzverbot im Video
Aber nachdem offenbar alles geklärt war, folgte noch ein weiteres Video von Tanzverbot, das innerhalb von nur 24 Stunden über eine Million Aufrufe und fast 15.000 Kommentare hat. Darin bleibt er hart in seiner Meinung und tritt noch mal nach:
Dass ihm erst namhafte Influencer entfolgen, sich dann entschuldigen und ihm dann doch wieder folgen – nein, so was akzeptiere er nicht. Das wäre seiner Meinung nach scheinheilig.
Was eure Kinder aus diesem Zoff lernen
1. Sich Zeit für die richtige Einordnung zu nehmen, ist wichtig.
Aus einem Satz, der höchstwahrscheinlich spontan im Affekt gefallen ist, hat sich eine tagelange Diskussion entwickelt: „Wer sagt hier die Wahrheit?“ Dadurch hat sich der Wind schnell wieder gedreht und Meinungen haben sich geändert. Jemanden dauerhaft für einen Fehler abzustempeln, muss nicht immer richtig sein.
Die deutsche YouTube-Szene vermittelt den Jugendlichen, dass es sich lohnt, beide Parteien eines Streits anzuhören. Um erst dann abgewogen zu entscheiden, auf wessen Seite man sich schlägt.
2. Bezieht Stellung!
Hätte Tanzverbot kein Video mit seiner Sicht der Dinge veröffentlicht, wäre sein Ruf dauerhaft beschädigt gewesen. Weil sich „die Anderen“ nicht um die Wahrheit, sondern mehr um ihre Reichweite bzw. ihr Image scheren. Ihm also lieber entfolgen und somit auf Distanz zu ihm gehen, statt sich seine Sicht auf die Dinge anzuhören. Zu einem Streit gehören aber mindestens immer Zwei.
3. Nazis sind uncool.
Das wird ganz deutlich in dieser Diskussion: Als Nazi möchte hier niemand wahrgenommen werden. Ein gutes und wichtiges Signal für eure Kinder!
4. Internet-Stars sind sich ihrer Verantwortung bewusst.
MontanaBlack betont in seinem Live-Stream, dass Tanzverbot, unge & Co. sowie er selbst Meinungsmacher und -bilder für tausende Jugendliche sind. Und dass sie mit dieser Verantwortung auch eine Art „Lehrauftrag“ haben.
MontanaBlack ruft seine Kollegen also auf, dass sich alle dieser Verantwortung bewusst sein müssen. Gut!
5. Streit persönlich klären ist immer noch am besten.
Auch, wenn sie diesen Disput online vor einem großen Publikum austragen und dafür viele Klicks einheimsen: Die deutschen YouTuber nutzen ihre Reichweite, um Teenagern bewusst zu machen, dass man Ärger aus der Welt schaffen – und sich im Idealfall auch entschuldigen – sollte. Und zwar im PERSÖNLICHEN Gespräch.
6. Auch im Netz gibt’s Talkshows.
Während ihr wahrscheinlich z. B. „Anne Will“ im Fernsehen schaut, wenn ihr inhaltliche Diskussionen verfolgen wollt, schalten eure Kinder das Internet an. Auch da wird konstruktiv miteinander gesprochen. Ja, im Netz wird also nicht nur sinnlos Zeit verplempert und rumgeballert!