Schulfrei! Bedeutet, eure Kinder werden in den nächsten Wochen noch mehr Zeit bei TikTok verbringen. Tik was? Damit ihr mitreden könnt, erklären wir euch, wie dieses soziale Netzwerk tickt.
In der aktuellen Folge des elterngerecht-Podcasts gehen Axel und Alex der Tatsache auf den Grund, warum TikTok die derzeit angesagteste App unter Jugendlichen ist und ordnen für euch ein, was sie dort anstellen.
Hier den Podcast zum Thema anhören:
TikTok kommt aus China
Erst mal vorne weg: TikTok ist das soziale Netzwerk mit den aktuell am schnellsten wachsenden User-Zahlen weltweit. Es kommt aus China, gehört zum Beijing Bytedance Technology-Konzern und wurde im August 2018 mit Musical.ly, einer weiteren populären chinesischen Kurzvideo-Social-Plattform, fusioniert.
Die App ist ein Videoportal mit starkem Fokus auf Musik und Full-Playback-Karaoke-Elementen. Es wird getanzt, gesungen, gekaspert – und viel gelacht. Das Miteinander ist größtenteils freundlich.
1 Milliarde aktive User
Bislang wurde TikTok weltweit schon zwei Milliarden Mal heruntergeladen. Die Hälfte davon ist monatlich auf diesem Kanal aktiv. In Deutschland sind es rund fünf Millionen Menschen, die täglich über 45 Minuten auf dieser Plattform verbringen. Im Schnitt sind sie 16 Jahre alt und vorwiegend weiblich.
TikTok ist das einzige soziale Netzwerk, das weltweit zum Download zur Verfügung steht. Die US-Anbieter Facebook (Was ist Facebook?), Instagram (Was ist Instagram?), WhatsApp (Was ist WhatsApp?) & Co. sind in China gesperrt.
Worum geht’s bei TikTok?
Um Kreativität. Das ist das A und O. Durch diverse Bearbeitungstools der Videos entstehen einzigartige Clips, die auch auf anderen Social Media-Plattformen geteilt werden können.
Ehrgeizige TikToker verfolgen das Ziel, möglichst viele Aufrufzahlen zu haben, um dadurch auf die „Für Dich“-Startseite zu kommen. Eine durch einen Algorithmus gesteuerte Page, die mithilfe von künstlicher Intelligenz durch die individuellen Interessen der User entsteht. Was Axel und Alex da so zu sehen bekommen, hört ihr im Podcast.
Sogar die Tagesschau ist auf TikTok
Überwiegend sind die Inhalte auf TikTok leichte Kost. Aber: Eure Kinder können auch was lernen. Die Tagesschau zum Beispiel ist auch aktiv auf dieser Plattform – und liefert gut aufbereitete Nachrichten für Jugendliche im TikTok-Style. Hier könnt ihr euch das mal angucken.
Seit Neuestem ist auch ein weiterer „Held“ eurer Kinder auf TikTok aktiv: Der Deutsch-Rapper Capital Bra. Der nimmt seine Follower gemeinsam mit Kumpel Samri überall mit hin: Zum Einkaufen, zum Kochen oder zum Gassigehen. Was er so treibt, könnt ihr euch hier anschauen.
Wie funktioniert die Kommunikation auf TikTok?
Wer sich untereinander Direkt-Nachrichten schreiben möchte, muss seine Handynummer bei TikTok hinterlegen. „Direct Messages“ werden hier – im Gegensatz zu z. B. Snapchat (Was ist Snapchat?) – aber eher selten versendet. Es geht vielmehr durch das Erhalten und Verteilen von Likes um Aufmerksamkeit und Bestätigung.
Vorsicht, „Magersucht Challenge“
Vielleicht habt ihr vor ein paar Jahren die „Ice Bucket Challenge“ für den guten Zweck auf Facebook mitbekommen. Derartige Wetten bzw. kurzlebige Bewegungen mit dem Anreiz, die Community zu unterhalten, gibt es auch auf TikTok.
Gefährlich: Vor kurzem verbreitete sich auf dieser Plattform unter Minderjährigen eine „Magersucht Challenge“, in der vor allem Mädchen Videos ihrer abgemagerten Körper hochluden. Solche „Wettbewerbe“ steigen regelmäßig. Seid dafür sensibilisiert.
Aber auch wichtig zu wissen: Nicht alle „Challenges“ sind böse. Die meisten sind lustig, kreativ und informierend. Ein elterngerecht-Podcast zu dem Thema ist bereits in Planung!
Missbraucht TikTok Daten?
Negativ in den Schlagzeilen steht TikTok außerhalb Chinas aufgrund offenbar mangelnder Datensicherheit. Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) sowie der Bundesbeauftragte für den Datenschutz (BfDI) warnen vor der Benutzung der App. Sie soll u. a. den Aufenthaltsort sowie die Telefonkontakte der Nutzer ausspähen. Zudem werden die Clips der User ungefragt für die eigene Werbung des Konzerns verwendet.
Da in China ein totalitäres Regime herrscht, behält sich TikTok vor, u. a. politische und religiöse Inhalte zu entfernen, wenn dies im Interesse der chinesischen Regierung ist. Auch die Verbreitung oder die Befürwortung von homosexuellen Inhalten ist auf TikTok verboten.
Handbuch für die richtige Nutzung
Positiv erwähnt werden muss aber, dass die Plattform-Betreiber viel für die Transparenz tun. Sie haben ein 25 Seiten langes PDF veröffentlicht (das findet ihr hier), in dem sie Jugendlichen und Eltern einen Leitfaden zur Navigation digitaler Plattformen mit an die Hand geben.
Und vor kurzem hat das chinesische Unternehmen proaktiv auf die Datenschutz-Kritik gegenüber TikTok reagiert – und seine Datenschutzbestimmungen nun auch explizit für Deutschland aktualisiert. Die gesamte Erklärung könnt ihr hier lesen.
Wie handelt ihr elterngerecht?
- Akzeptiert, dass eure Kinder viel Zeit auf TikTok verbringen. Soziale Netzwerke gehören heutzutage fest zum Leben von Teenagern dazu.
- Meldet euch nicht selbst bei TikTok an. Kinder möchten im Netz am liebsten unter sich bleiben. Wenn viele Eltern nun auch TikTok erobern – so wie Facebook vor ein paar Jahren oder Instagram aktuell – fänden Teenager das extrem uncool – und würden wohl in ein anderes soziales Netzwerk weiterziehen.
- Aber: Beschäftigt euch mit TikTok. Für eure Kinder ist diese Plattform sowas wie ein zweites Zuhause. Und das solltet ihr zumindest kennen und grob wissen, welche Regeln dort gelten, um für eure Kinder Ratgeber auf Augenhöhe zu sein. Ihr könnt euch auf TikTok umschauen, ohne dort angemeldet zu sein.
- Nutzt den „Begleiteten Modus“, den TikTok seinen Usern anbietet (den findet ihr unter „Einstellungen“). Dieses neue Feature hilft Eltern, die App-Nutzung ihrer Kinder zu regulieren. Ihr könnt u. a. Einfluss darauf nehmen, wieviel Zeit eure Kinder täglich maximal bei TikTok verbringen und einstellen, dass nicht altersgerechte Inhalte blockiert werden. Alle Infos könnt ihr hier nachlesen.
- Legt im Idealfall gemeinsam mit eurem Kind mit Hilfe des „Begleiten Modus“ die Grenzen der Social Media-Nutzung fest. Sprecht darüber, wie viele Stunden in der Woche die Nutzung von TikTok höchstens beanspruchen sollte. Dann fühlt sich euer Kind ernst genommen und bestenfalls auch verstanden.