Zur Eindämmung des Corona-Virus sind die Schulen bundesweit schon seit Wochen geschlossen. Und nun? Wie funktioniert digitales Lernen in Zeiten der Krise? Wie werden Leistungen bewertet? Sind die technischen Infrastrukturen für „virtuelle Klassenzimmer“ überhaupt schon geschaffen?
Spannende Fragen – die Axel und Alex in der neuen Folge des elterngerecht-Podcast mit Micha Busch besprochen haben.
Micha kennt nicht nur die Theorie. Sondern auch die Praxis! Er ist Lehrer an einer Hamburger Stadtteilschule und zeitgleich auch deren Koordinator für Digitale Medien.
Podcast hier gratis anhören:
Social Media als Kanal Nr. 1
Micha Busch erzählt, dass nach Einführung der Corona-Schutzmaßnahmen zunächst erst einmal geklärt werden musste, wie mit den Schülern zukünftig kommuniziert wird. Denn viele Jugendliche haben gar keine E-Mail-Adresse. Sie knüpfen und pflegen Kontakte ausschließlich über soziale Netzwerke.
Teenager tauschen alles Wichtige nicht per E-Mail, sondern über WhatsApp (Was ist Whatsapp?), Snapchat (Was ist Snapchat?) oder über Online-Videospiele bzw. Twitch (Was ist Twitch?) aus.
Und: Ihr Lieblingskanal wechselt regelmäßig. Aktuell ist TikTok (Was ist TikTok?) am meisten angesagt.
„Jeder hat ein Smartphone“
„Fast alle Schülerinnen und Schüler ab der 5. Klasse haben ein eigenes Smartphone. Das gehört zu ihrem Leben fest dazu. Darüber kommunizieren sie und konsumieren Nachrichten sowie Unterhaltung“, berichtet Busch.
Er fordert seine Schüler daher auch oft proaktiv auf, die Handys im Unterricht zu benutzen, wenn es der Lehrstoff erfordert.
„Lehrer sollten immer am Puls der Zeit sein. Das hat wenig mit dem Lebensalter zu tun, sondern vielmehr mit der inneren Einstellung und der eigenen Haltung. Sie sollten wissen, auf welchen Online-Plattformen ihre Schüler Zeit verbringen.“
Micha Busch im elterngerecht-Podcast #9
Bricht bald der 3. Weltkrieg aus?
Vor wenigen Wochen wurde Micha auf dem Schulhof von einem Schüler darauf angesprochen, dass die Influencerin Laura Sophie auf TikTok in einem Video gesagt hat, dass der Ausbruch des 3. Weltkrieges kurz bevor stünde. Eine gefährliche Fake News!
Wie sollten Eltern ihre Kinder dafür sensibilisieren, dass sie nicht alles ungefiltert glauben, was im Internet erzählt wird.
„Durch kritische Quellen-Analyse“, sagt Busch. „Also durch Recherche. Wer ist diese Person, die Thesen aufstellt? Was wissen wir über sie? Woher hat sie die Expertise, so etwas zu sagen? Dadurch kann man Aussagen auch etwas entlarven und Dinge richtigstellen.“
Eigene Plattform fürs digitale Lernen
In der Stadtteilschule von Busch wurde als Ersatz für geschlossene Klassenzimmer eine eigene Lern-Plattform ins Leben gerufen, über die Lehrer Aufgaben für Schüler bereitstellen und mit ihnen in direkten Kontakt treten können. Das erleichtert vieles.
Dreimal die Woche finden Video-Konferenzen pro Klasse statt.
Und wie werden die Leistungen der Schüler jetzt bewertet? „Eine schwierige Aufgabe“, sagt Micha. Wie er und seine Kollegen sie meistern – erfahrt ihr hier im Podcast. Genau wie die Frage, ob für alle technische Chancengleichheit besteht.
Wie geht digitales Lernen nach Corona?
In der aktuellen Situation ist digitales Lernen alternativlos. Micha Busch wünscht sich, dass daraus auch Chancen für die Zeit nach Corona verwirklicht werden:
„Momentan müssen sich alle mit dem digitalen Unterricht auseinandersetzen. Die herkömmlichen Mittel funktionieren ja gerade nicht. Wir sollten digitale Medien auch zukünftig nutzen, um produktiv miteinander zu arbeiten.“
Micha Busch über Lernen nach Corona-Schulfrei